Campylobacter jejuni

C. jejuni ist in Deutschland der zweithäufigste Durchfallerreger und tritt besonders in warmen Jahreszeiten vermehrt auf. Kinder unter 6 Jahren und junge Erwachsene zwischen 18 und 35 Jahren sind am häufigsten betroffen. Die Erregerreservoire sind hauptsächlich warmblütige Tiere, und die Übertragung erfolgt fäkal-oral durch kontaminierte Lebensmittel, Trinkwasser oder Heimtiere.

C. jejuni wächst in der Gallenflüssigkeit und im oberen Bereich des Dünndarms. Dabei entstehen jedoch Gewebeschäden in drei Darmabschnitten: Jejunum, Ileum und Kolon. C. jejuni erzeugt ein hitzeempfindliches Gift (Enterotoxin) und weitere Gifte, die ähnlich wie Shigatoxin sind. Diese Gifte führen zu einer entzündlichen, geschwollenen und blutigen Darmentzündung. Um sich an Darmzellen zu binden, verwendet C. jejuni ein spezielles Haftprotein namens PEB1.

Klinisch gesehen sind die Symptome einer C. jejuni-Infektion nicht von anderen Darmentzündungen zu unterscheiden. Oft treten 12 - 24 Stunden vor Beginn der Darmbeschwerden Fieber (38 - 40 °C), Kopfschmerzen, Muskelschmerzen, Gelenkschmerzen und Müdigkeit auf. Häufige Symptome sind wässriger, oft schleimiger und manchmal blutiger Durchfall sowie Bauchschmerzen oder -krämpfe. Die meist selbstbegrenzende Erkrankung dauert normalerweise einen Tag bis zu einer Woche. Seltene Komplikationen sind Meningitis, Blutvergiftung, Guillain-Barré- oder Reiter-Syndrom und reaktive Arthritis. Länger andauernde oder chronische Verläufe sind selten und treten meist bei immungeschwächten Patienten auf.

Eine symptomatische Behandlung (Flüssigkeits- und Elektrolytausgleich) ist in der Regel ausreichend. Eine antibiotische Therapie wird bei Patienten mit hohem Fieber und schweren Krankheitsverläufen empfohlen. Bei immungeschwächten Patienten oder bei einer Sepsis und anhaltenden Symptomen länger als eine Woche ist eine antibiotische Behandlung erforderlich.

Ein Teil von C. jejuni hat eine ähnliche Struktur wie ein Stoff namens Gangliosid GM1, der in der schützenden Hülle (Myelin) von Nervenzellen vorkommt. Als Spätfolge einer C. jejuni-Infektion kann das Guillain-Barré-Syndrom auftreten. Dabei greifen körpereigene Abwehrstoffe (Autoantikörper) das Gangliosid GM1 an.

Das Guillain-Barré-Syndrom (GBS) ist eine seltene neurologische Erkrankung, bei der das Immunsystem fälschlicherweise die körpereigenen Nervenzellen angreift. Dies führt zu Entzündungen und Schäden an den Nerven, insbesondere an den peripheren Nerven, die für die Kommunikation zwischen Gehirn, Rückenmark und dem Rest des Körpers zuständig sind.

Die genaue Ursache von GBS ist noch nicht vollständig verstanden, aber es tritt häufig nach einer viralen oder bakteriellen Infektion auf, wie beispielsweise einer C. jejuni-Infektion. Es wird vermutet, dass das Immunsystem aufgrund einer ähnlichen Struktur zwischen den Erregern und den Nervenzellen fälschlicherweise die Nerven angreift.

Die Symptome von GBS beginnen meist mit Schwäche und Kribbeln in den Beinen, die sich innerhalb von Tagen oder Wochen verschlimmern und auf Arme und Oberkörper ausbreiten können. In schweren Fällen kann GBS zu Muskelschwäche, Koordinationsproblemen, Atembeschwerden und sogar Lähmungen führen. In einigen Fällen kann GBS lebensbedrohlich sein, wenn die Atemmuskulatur betroffen ist.

Die Behandlung von GBS konzentriert sich auf die Linderung der Symptome und die Unterstützung der körpereigenen Erholung. Dazu gehören Therapieansätze wie Plasmapherese (Plasmaaustausch) oder intravenöse Immunglobuline (IVIG), die das Immunsystem modulieren und Entzündungen reduzieren können. Physiotherapie und Ergotherapie können ebenfalls helfen, die körperliche Funktion wiederherzustellen.

Die meisten Menschen erholen sich von GBS, obwohl die Genesung variieren kann und manchmal Monate oder sogar Jahre dauern kann. Einige Betroffene können jedoch langfristige Folgen wie chronische Schmerzen, Müdigkeit oder Schwäche zurückbehalten.

Infektionsweg

Campylobacter-Infektionen des Menschen sind überwiegend lebensmittelbedingt. In Kontrollstudien, die in Deutschland und mehreren anderen europäischen Ländern durchgeführt wurden, ist Geflügelfleisch, insbesondere Hühnerfleisch, als bedeutendste Infektionsquelle für Infektionen mit Campylobacter jejuni identifiziert worden. Der Ausbruch der Krankheit wird in Deutschland immer wieder durch den Verzehr von Rohmilch, aber auch von rohem oder unzureichend durcherhitztem Fleisch verursacht. Als weitere Ursachen für Ausbrüche wurden Infektionen über kontaminiertes Trinkwasser oder durch den Kontakt zu Heimtieren beschrieben. Die Kontamination von Lebensmitteln und Wasser erfolgt in erster Linie durch Ausscheidungen von mit Campylobacter kolonisierten Tieren.

Die direkte Übertragung von Mensch zu Mensch spielt eine untergeordnete Rolle.

Symptome

Viele Infektionen verlaufen asymptomatisch.

  • Entzündung des Dünndarms (Enteritis)

  • Diarrhö (Die Diarrhö kann breiig bis massiv wässrig, nicht selten auch blutig sein)

  • Bauchschmerzen bzw. -krämpfe

  • Fieber

Dieses Rasterelektronenmikroskopbild zeigt die charakteristische Spiral- oder Korkenzieherform von C. jejuni-Zellen und verwandten Strukturen.

De Wood, Pooley, USDA, ARS, EMU., ARS Campylobacter jejuni, als gemeinfrei gekennzeichnet, Details auf Wikimedia Commons